Nach
dem 2. Weltkrieg begann in Russland die Entwicklung von Flugabwehrraketen.
Anfang der 50er Jahre entbrannte unter Militärs der Streit - welche Waffensysteme und
Entwicklungen künftig die Luftverteidigung des Landes bestimmen werden .Gegen
Widerstand einiger Militärs , die am Alten hingen und die Flak bevorzugten ,
wurde das Kind Fla Rakete mühsam aus der Wiege gehoben. Ein letzter Versuch
wurde mit einer SuperFlak gestartet. Gegen moderne und strahlgetriebene Flugzeuge
hatte diese aber keine Chancen mehr.
Auf ihrem Vormarsch
sammelte die Rote Armee im 2. Weltkrieg Technologie der deutschen Wehrmacht
ein. Auf Schiessplätzen in Polen , an der Ostssee, in Thüringen , im Harz , vor
allem aber in Peenemünde wurde man fündig :
deutsche Raketen-Technologie.
Flugabwehrraketen und RADAR. Diese Systeme waren seit Jahren
in Entwicklung. Durch das Kassieren dieser Technik gewann Russland einen
Vorsprung von 10 Jahren.
Deutsche Techniker wurden
( soweit diese nicht von den Amerikanern kassiert wurden ) zwangsweise nach
Russland verschleppt. Unter idealen Bedingungen lernten die Russen von den
Deutschen. Und sie lernten schnell. Bereits 1946 flogen erste deutsche Raketen
im Kapustin Jar in Russland.
Deutsche Technologie bestimmte am Anfang der 50er Jahre russische
Raketentechnik. Ab Mitte der 50er Jahre war Russland in der Lage selbständig
diese komplexe und schwierige Technologie zu beherrschen. Ergebnisse der
Grundlagenforschung flossen ständig in die Entwicklung neuer Raketensysteme ein.
Der S 75 "Wolchow" war das
Ergebnis einer sehr langen Entwicklung und steht am Ende einer großen
Ahnengalerie. Alles begann mit der Entwicklung eines Raketensystems der
Luftverteidigung um Moskau. Dieses System wurde vom
Hersteller S 25 "Berkut" ( Adler ) genannt. Das System S
50 war für die Luftverteidigung von Leningrad ( St. Petersburg )
vorgesehen.
Diese Raketensysteme
bauten auf dem Nachbau der deutschen Fla Rakete
Wasserfall auf. Die Radartechnik
war russischer Entwicklung.
Forderungen der Militärs nach beweglichen System und größeren Stückzahlen führte
zur Neuentwicklung neuer Fla Raketensysteme. Man betrat Neuland. Die Lenkung der
Fla Rakete musste erfunden werden. Die Leitstrahllenkung der deutschen
"Wasserfall "genügte nicht mehr den geforderten Parametern.
Eine staatliche Kommission
beschloss Parameter , die das Luftabwehrsystem erfüllen musste. Ab ca. 1957 war
das erste Gerät einsatzbereit und wurde durch eine staatliche Kommission mit
einem Schiessen abgenommen. Die Erprobungen Erprobungen fanden auf dem
russ. Staatspolygon Ashuluk bei Kapustin Jar statt.
Der S 75 wurde ständig
weiter entwickelt. In vielen Kriegseinsätzen wurde das System optimiert und
verbessert. 30 Nationen nutzen das Fla System "Wolchow " bis in die heutige Zeit.
(2007)
In Kriegen im
nahen Osten , Luftabwehrschlägen gegen B52 Bomber in
Nordvietnam
und im Yom Kippur Krieg wurden Legenden geboren.
Am 1. Mai 1960 wurde der S75 weltweit
bekannt :
Nach einem dramatischen Luftabwehrgefecht mit eigenen Verlusten wurde ein
amerikanischer U2 Aufklärer über Mittelrussland abgeschossen. Der Befehl zum
Abschuss wurde von Staatschef Chrustchow persönlich von der Tribüne
während der Maiparade auf dem Roten Platz gegeben.
Der Haupthersteller
ALMAZ Konzern.
http://www.raspletin.ru/
besteht bis in die heutige Zeit und ist der Hersteller eines nicht weniger
bekannten Systems der Luftabwehr dem "
S 300 Favorit " , dem russ.
PATRIOT.
Peter Skarus
System S 25 Berkut SA 1
Platz
Leitoffizier Epsilon , Beta Sichtgeräte
Zielbegleitung Höhenwinkel Seitenwinkel
Der
S 75 wurde ab ca. 1955 in Russland entwickelt.
Es wurde statt eines stationären und teueren System ( wie das um Moskau ) ein billiges und bewegliches System gefordert. Der Konstrukteur und Ingenieur Lawotschkin war mit der Entwicklung und Inbetriebnahme des S 50 und mit der Forschung am "DAL S 175"beschäftigt. Pjotr Grushin wurde mit der neuen Entwicklung beauftragt :
Das
Konstruktionsbüro "Almaz" und "Fakel" erschufen 1957 den weltweit ersten
funktionstüchtigen
Fla Raketenkomplex der Welt. Hauptkonstrukteure des S 75waren : Saizew , Gruschin , Grienstein und Rudijak .
Ohne Betrachtung der fast fertigen
deutschen Fla Raketen ( 1945 in Peenemünde ) , die allerdings
auch nicht mehr zum Einsatz kamen. Es gibt deutliche Hinweise, dass die erste
Generation Flugkörper ( Raketen )
aus der deutschen Wasserfall Flugabwehrrakete entwickelt / weiterentwickelt
wurden ...
Vorgänger - Systeme des S75 waren der S 25
"Berkut "
( LV System für
Moskau ) und das S 50 Luftabwehrsystem ( LV um Leningrad / Petersburg )
1955 .
Es wurde eine zweistufige Fla-Rakete Scha W 32 entworfen. Dieser Flugkörper bekam die Nomenklaturbezeichnung 1 D. ( W 750 )
Erprobung und Versuchsschiessen fanden April 1955 in
Ashuluk ( Kasachstan statt ). An russ. Raketentechnik waren nach dem
2. Weltkrieg Deutsche beteiligt. Allerdings wurden deren Zwangsdienste
nur bis
zum Start eigener russ. Raketen
( R1 , Boden - Boden Rakete und spätere SCUD ) benötigt. An der Entwicklung der Antennetechnik und
elektronischer Lenkung waren diese nicht beteiligt. Deutsche Fla Raketen wurden in Russland
nach dem 2. Weltkrieg nachgebaut.
Am 11. Dezember 1957 wurde das System S 75 es von der staatlichen Abnahmekommission bestätigt. ( SA 75 ) Noch in diesem Jahr wurden 30 Systeme gebaut sowie 621 Flugkörper gefertigt. Geplant waren erst einmal 40 Systeme mit 1200 Flugkörpern.
Das Originalsystem war mobil und wurde von Kettenfahrzeugen gezogen ( PR11 )
Wahrscheinlich wurde das
Flüssigkeitstriebwerk der deutschen Fla
Rakete " Wasserfall
nachgebaut und für verschiedene russ.
Raketen weiter entwickelt.
Nikolai N. Gorbatschow " Im Kreis des weißen Feuers
" und " Die Schlacht "
beschreiben in Romanform die Entwicklung des 1. Fla Raketenkomplexes in
Ashuluk.
Militärverlag DDR , 1982
Abscannen von 2 Ebenen ( Höhenwinkel und Seitenwinkel )
Im Gegensatz zum S 25 System hatte der S 75 bereits automatische Zielbegleitung ( Antenne auf Ziel undRaketenlenkung auf Ziel ) nach deren
Winkelkoordinatenbestimmung .
Nach diesem Verfahren begleitete die Antenne mechanisch nach dem Ziel und
elektronisch in verschiedenen Blöcken in der Anlage. Wie auch beim S 25 wurden durch Funkorter ( Operateure ) die beiden
Winkelkoordinaten und die
Entfernung in Handbegleitung ( RS ручного
сопровождения )
begleitet.
Der S 75 hat 3 Raketenkanäle zur gleichzeitigen Lenkung von 3 Raketen auf das
Ziel. Der erste SA 75 " Dwina " hatte noch 6 Kabinen. Nachfolge
- Muster S 75 " Desna " und " Wolchow " hatten 3 Kabinen.
Die Fla Raketen wurden im Konstruktionsbüro " Fakel " in Moskau
konstruiert.
Diese Fla Raketen waren 2 stufig ( Booster, Feststofftriebwerk und 2 . Stufe Flüssigkeitstriebwerk. ) 6 Rampen gehörten zu einem Fla Raketenkomplex.
Damit war die Bekämpfung von 3
Flugzielen mit a 2 Fla Raketen möglich.
Antennenposten , Kabine PW S 75 M3
Antennenposten , Kabine PW S 75 M4
Der S 75 wurde ständig weiter modernisiert. So wurde die Antenne um den" Uskie
Lutsch" ( schmalesAntennendiagramm узкий луч ) sowie " Beleuchtung
" ( подсвет) erweitert. Später wurden die 2 "Uskie Lutsch" Antennen zu einer zusammengefasst. Als Modernisierung wurde die teleoptische Begleitung möglich (
TV Kamera " Karat 2 " )
* Es findet in dem Sinne kein Abscannen statt." Experten " ( westliche Raketenexperten und Bücherschreiber) haben bis heute nicht diese primitive Antenne verstanden. Es wird ( ! ) immer... ständig empfangen. Die Antenne ( Seite und Höhe ) haben ein Antennenmaximum. Dieses wird auf das Ziel gerichtet indem man den Seiten winkel und Höhenwinkel ( das Maximum ständig auf das Ziel nachführt.
An das Maximum wurde der Impuls für die jeweilige Winkellage justiert. Das sich in der Antenne aber wirklich etwas dreht ist eine ganz andere Geschichte. Auf einer rotierenden Scheibe sind Magneten angebracht. Der Synchronisator bestimmt daraus den Takt für das gesamte System. Einschließlich der Selektion , die die Antennen im Empfänger sperrt ( zeitlich , das entspricht einem quasi Scann in einem Fenster nach vorn / Seite .)
SА - 75
S - 75
"Wolga"
"Wolchow"
Wolga-2A
Jahr der
Einführung
1957
1959
1962
2000
Typ Fla Rakete
11D
13D
20D/5JA23
20D/5JA23
max. und min.
Entfernung der Zielbekämpfung Km
22-29
7
29-34
7
43/56
7/6
60
7/6
max. und min. Höhe
zur Zielbekämpfung
25-27
3
25-27
3/ 0,5
30
3/ 0,1
30
0,1
max.
Zielgeschwindigkeit Km/h
1100
1500
2300 /3700
3700
Anzahl Ziele und
gelenkte Fla Raketen
1/3
1/3
1/3
1/3
А-75 "Двина"
SA 75 " Dwina"
Die Entwicklung des S 75 erfolget in
mehreren Etappen. Zu Beginn stand die Aufgabe administrative
Zentren und militärische Objekte zu schützen.
Das Grundmuster wurde aus dem
stationären Fla Raketenkomplex "Berkuit "S 25 entwickelt.
Das erste Muster war beweglich ( Kfz Basis ) und als mit СА-75 "Двина" SA 75
"Dwina" bezeichnet.
1956 entwickelte sich daraus stationäre Fla raketenkomplex S 75 " "Desna " С-75
"Десна" .Spätere Varianten С-75М "Волхов",
С-75М2, С-75М3, С-75М4 leiten sich alle vom S 75
" Desna" ab.
Bild Westnik PWO www. pvo.guns.ru
Rampe SM 63 SA 75 Dwina ( transportabel )
Der SA 75 war ein stationäres einkanaliges ( ein Ziel wird jeweils einzeln bekämpft ) und
3 kanaliges System für die Raketenlenkung ( 3 Flugkörper ließen sich
gleichzeitig auf dieses
Ziel lenken, Empfang und Verarbeitung der Raketensignale, Erarbeitung
Lenksignale und
Abstrahlung zu den Flugkörpern. Autor )
Februar 1955 wurde das erste funktionsfähige System auf dem Staatspolygon (
Asheluk . Autor ) fertig gestellt.
Im April 1955 erfolge der erste Start der Fla Rakete В-750 ( W - 750 ). April 1956 entstand erstmalig ein bewegliches und transportables System.
September / Oktober 1957 erfolge die Erprobung des transportablen ( 6
Kabinen ) Systems.
Es wurde auf bereits vorhandene KFZ Technik ( SIL ) zurückgegriffen. Die
Rampen waren ebenfalls
transportabel.
Im Oktober 1957 wurde der SA 75 in die Bewaffnung und in die Truppengattung
Luftverteidigung
des Landes ( PWO ) aufgenommen. Die Rampe SM 63 wurde im Petersburger ZKB 34
(Petersburg / Leningrad ) hergestellt. Die Verlegung des Komplexes ( 6 Kabinen , 6
Rampen , Antenne ) dauerte 4- 5 Stunden im Gelände.
Bild Westnik PWO www. pvo.guns.ru Rampe SM 63 St. Petersburg Artillerie Museum SA 75 Dwina
Leitoffizier , Funkorter Kabine UW
S 75 DWINA .
Es
gibt noch kein TV Bildschirm. Das TV System Karat 2 9Scha38 kam erst
im Jahr 1972 in die Modernisierung .
1956 begannen die Entwicklungsarbeiten zum System " Desna " und bereits 1957 wurde ein erstes
Muster fertig gestellt. ( Polygon Ashuluk ) .Dieses System war mobil und transportabel. Im Mai 1959 wurde es in
die Bewaffnung aufgenommen.
Bild : Büttner
Foto : Ritchi mit freundlicher Genehmigung für Peters-ada
Dieses System hatte 3 Kabinen ( 6 Rampen
und Antennenposten )
Es kam zu Mischformen beim Einsatz mit dem System "DESNA" .
Am 1. Mai
1960 vernichteten 2 Feuerabteilungen über Russland ein amerikanisches US Aufklärungsflugzeug vom Typ U2 mit dem Piloten Powers .
Die ganze Geschichte
Die Rakete (
Flugkörper) wurde möglicherweise aus der deutschen Fla Rakete
" Wasserfall " entwickelt. Der
deutsche Raketenmotor ( Flüssigkeitmotor ) der "Wasserfall" Rakete
wurde durch Russen nach Kriegsende nachgebaut ( und verbessert. )
Dieser Motor sollte die Entwicklung der russ. Raketentechnik eindeutig
beschleunigt haben.
Deutsche Denker und Ingenieure haben bedeutende Entwicklungsarbeit geleistet und
Hirnschmalz
geschwitzt.
Die Wasserfall Rakete
kam im 2. Weltkrieg nicht mehr zum Einsatz. Amerikaner , wie Russen sammelten
Material und
Menschen ein , um diese an eigenen Raketenprogrammen arbeiten zu lassen.
Deutsche Arbeiter , Techniker und Ingenieure mit ihren Familien haben den USA
einen gewaltigen Innovations- - und Technologie -Schub
gegeben.
Die Deutschen , die für Russland ( Zwangsarbeit ) arbeiten mussten ,haben
die Grundlagen für die russ. Raketentechnik gelegt.
Allerdings war nach einiger Zeit deutsche Mitarbeit nicht mehr notwendig.
Deutsche waren an den eigentlichen späteren Entwicklungen ( USA , bzw.
Russlands Flugabwehrtechnologie ) nicht beteiligt.
Der Flüssigmotor für den S75 wurde aus der deutschen Fla Rakete
Wasserfall
entwickelt. Peenemünde ist die Geburtsstätte des Motors einer russischen Fla
Rakete . Russland eignete sich nach dem 2 . Weltkrieg durch Eroberung
deutsche Technologie an. Russlands führende Rolle auf dem Gebiet der
Raketentechnologie ( zivil und militärisch ) beruht auf dem Wissen Können und
Erfindergeist deutscher Wissenschaftler und Militärs im 2. Weltkrieg.
Nach 1950 waren keine deutschen Wissenschaftler und Techniker in Russlands
Raketenentwicklung beteiligt.
Ab diesem Zeitpunkt entwickelte sich Russland zu einer führenden Weltraummacht
und ist bis heute auf dem
militärischen Sektor der Raketentechnik weltweit führend.
Die Flugkörper des S75 werden seit 1958 wurden im Leningrader ( St
. Petersburg ) Nordwerk hergestellt.
Nikolai N. Gorbatschow " Im Kreis des weißen
Feuers " und " Die Schlacht " beschreiben in Romanform die Entwicklung des
1. Fla Raketenkomplexes in
Asheluk. Selbst Bezeichnungen vom System , Technik und der Abschuss der U2
1960 werden hier beschrieben.
Militärverlag DDR , 1982 aus dem russ.
Nach intensiver Recherche und Literaturstudium.
Diese Quellen bestätigten meist schon vorhandene Kenntnis.
Der Autor lernet als Offizierschüler an diesem System und wurde zum Ingenieur an
der Sendeanlage ausgebildet.
Truppendienst leistete er am Luftabwehrsystem S 125 NEVA.
Vorhandenes und bisher nur grob gesichtetes
Material wird nach Übersetzung ins Deutsche im Laufe der Zeit
veröffentlicht.
Im Gegensatz zu Buchschreibe- Autoren über den S 75 wurde am Originalsystem gelernt und in Truppe erlernt. Der Autor sah 12 Flugkörper fliegen .Zu meiner Studienzeit war der Luftkrieg über Vietnam erst 10 Jahre her. Dozenten konnten uns viel berichten, bes. jene die russ. MAK besuchten und dort mut Vietnamesen im Studium zusammen waren.
Die beste Quelle ist ALMAZ sowie das Journal VKO. Hier schreiben Ingeneure vom System und Militärangehörige die in Luftabwehrschlachten als Berater oder Leitoffiziere tätig waren ( Vietnam und naher Osten ). Als Muttersprachler ( russ) werden die Quellen im Original gelesen.
Quellen zum lesen und forschen :
Vorlesungen zur Taktik der Waffengattung. OHS Kamenz 1982 NVA. Dozenten und Ausbilder und russische Militärangehörige während Schiessplatzaufenthalten in Ashuluk.
ALMAZ
http://www.raspletin.ru/
Westnik PWO http://pvo.guns.ru/
RPK http://www.vpk-news.ru/
PRO PWO
http://www.pro-pvo.ru/